Linda Kujat

“In meinem PPP-Jahr lernte ich viel über Mormonen, aber noch mehr über mich und im Allgemeinen über Akzeptanz und Zusammenleben mit unterschiedlichen Sichtweisen und Religionen.”
  • 38. PPP
  • Ephraim, Utah
  • Snow College
  • Oxbow Academy
  • Industriekauffrau

“Als ich von meiner Platzierung in Ephraim hörte, war ich etwas traurig, dass mein Traum einer Platzierung an der Westküste geplatzt war. Die kleine Stadt in Utah war im Nachhinein das Beste, was mir passieren konnte.”

Als ich das erste Mal von meiner Platzierung in Ephraim, Utah, hörte, hatte ich zunächst ehrliche Bedenken, da viele Bewohner:innen Utahs Mormonen der Religion „The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints“ sind. In der Schule in Deutschland lernte ich, dass dies eine Sekte sei und hatte deswegen einige Befürchtungen.

Meine Gastfamilie und nahezu alle Menschen, die aus Utah kamen und ich kennenlernte, waren Mormonen. Zunächst hatte ich so viele Fragen über die Religion, die Regeln und fühlte mich dem allem so fern. Richtig religiös bin ich nämlich nicht. In meiner Zeit in den USA lernte ich eine Vielzahl von verschiedenen Gläubigen kennen. Manche lebten es sehr intensiv aus, manche gar nicht und andere machten Sachen sogar heimlich. Mit der Zeit verstand ich die Religion besser und lernte, dass ich mich gar nicht damit identifizieren musste. Die Hauptsache ist, dass man andere Sichtweisen oder Religionen akzeptiert und es auch genauso gut sein kann, dass man „aus demselben Muster gestrickt ist“, auch wenn man unterschiedlichen Religionen angehört.

Meine Gastfamilie fragte mich am Anfang meines PPP-Jahrs, ob ich sonntags mit in die Kirche gehen möchte. Sie beteuerten aber, dass ich mich keinesfalls gezwungen fühlen solle. Ich kam jedoch regelmäßig mit, da ich meine Gastfamilie sehr mochte und ich es interessant fand, den Gottesdienst mitzuerleben.

In meinem PPP-Jahr lernte ich viel über Mormonen, aber noch mehr über mich und im Allgemeinen über Akzeptanz und Zusammenleben mit unterschiedlichen Sichtweisen und Religionen. Meine Gastfamilie und Freunde beantworteten mir Fragen über die Religion der „Jesus Christ of Latter-day Saints“ und ich fing an, mitreden zu können und andere zu fragen, in welchem Land sie auf ihrer „Mission“ waren. So zeigte ich meine Akzeptanz und Respekt gegenüber der anderen Religion.

Auch wenn ich schlussendlich nicht der Religion beitreten würde, verstehe ich sie und die Menschen dahinter nun besser und kann besser nachvollziehen, weshalb sie der Religion angehören. Ich habe gelernt, dass nicht alles schwarz und weiß ist und man nicht alles in Schubladen stecken kann oder sollte.