Ein Jahr als Bäckerin in Reno, Nevada
In den USA gibt es das Bäcker-Handwerk, wie wir es aus Deutschland kennen, nicht in gleicher Weise. Bei der Perenn Bakery hatte ich die Gelegenheit, mit einer vielfältigen Gruppe von Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen zusammenzuarbeiten. Einige hatten eine Ausbildung an sogenannten „Culinary Schools“ absolviert, andere waren völlige Quereinsteiger, die zuvor als Zahnarzthelferinnen tätig waren, und wieder andere waren Studenten, die lediglich neben ihrem Studium in der Bäckerei gejobbt haben.
Im Allgemeinen war das Durchschnittsalter hier deutlich geringer im Vergleich zu meinem Ausbildungsbetrieb in Deutschland und der Betrieb wird von Frauen dominiert. Auch die üblichen Hierarchien, die in deutschen Betrieben mit Meistern, Gesellen und Lehrlingen typisch sind, lassen sich so in den USA nicht vorfinden. Natürlich gab es auch hier eine Managerin und zwei Assistenz-Manager, die die Aufgaben verteilten und die Verantwortung trugen – aber alles fand auf Augenhöhe statt.
Meine berufliche Erfahrung war zweifellos von großem Nutzen, da ich bereits mit grundlegenden Abläufen vertraut war. Dies fiel auch meinen Kollegen und Vorgesetzten auf und ermöglichte mir, komplexere Aufgaben eigenständig zu übernehmen. Im Laufe der Zeit wurde mir mehr Verantwortung zugetraut und an Wochenenden war ich allein für bestimmte Aufgaben, wie die Produktion von Croissants und Gebäck, zuständig. Dennoch war ich stets offen für das Lernen von neuen Fertigkeiten und effizienteren Arbeitsweisen. In meinem PPP-Praktikum konnte ich so nicht nur meine bestehenden Kenntnisse vertiefen, sondern auch viele neue Dinge lernen, darunter die Herstellung spezieller Gebäckformen und verschiedene Cookie-Rezepte.
Ein Moment während des Praktikums hat mich besonders geprägt: Als meine Managerin bemerkte, dass ich mir selbst sehr viel Druck machte, um noch effizienter bei der Arbeit zu sein, hat sie mich zur Seite genommen und mir gesagt, dass ich mich beruhigen und nicht hetzen soll. Sie sagte mir, dass ich um 10% besser sein kann, selbst wenn das bedeutet, dass ich 10% langsamer arbeite. Dieser Satz hat sich seitdem in meinem Gedächtnis eingeprägt. Denn er unterstreicht die Tatsache, dass Schnelligkeit nicht alles ist; die Qualität spielt eine ebenso wichtige Rolle. Seitdem wiederhole ich diesen Satz nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in anderen Lebenssituationen.
Mein PPP-Auslandsjahr hat nicht nur meine Perspektive erweitert, sondern auch meine Entschlossenheit gestärkt, nach meiner Rückkehr nach Deutschland positive Veränderungen in meinem Leben anzustoßen. Ich kehre zwar nicht als eine völlig neue Person zurück, aber ich bin fest entschlossen, mein Erlebtes zu nutzen, um positive Veränderungen in meiner Heimat und meinem persönlichen Umfeld zu bewirken.